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[ 20.07.1998 ]
Die Redaktion trainiert mit - Serie in der Odenwälder Heimatzeitung
Der Blick in die Röhre als Erfolgserlebnis
von Jörg Schwinn

Meine Trainingsklamotten lassen offensichtlich einiges zu wünschen übrig. "Erstmal eine Kappe", sagt Stefan Hoffmann, Coach der Erbacher Grasshoppers, und überreicht mir die graue Schirmmütze. Das leuchtet mir ein - wann hätte man jemals einen Baseballer ohne diese Kopfbedeckung gesehen. "Außerdem", so erfahre ich, "trainieren Baseballer immer mit langer Hose." Ist mir noch nie aufgefallen, allerdings stammen meine Kenntnisse dieser amerikanischen Sportart auch im wesentlichen aus der TV-Serie "Die Bären sind los", die ich vor 15?, 18?, 20 Jahren? begeistert im Kinderprogramm verfolgt habe.

Redakteur Jörg Schwinn beim Schlagversuch

Ich muss jedoch zugeben, dass der Trainer, den alle nur "Hucky" nennen, recht hat. Es dürfte ganz schön schmerzhaft sein, mit kurzer Hose über den harten Platz zu schlittern, um das Mal vor dem Ball zu erreichen. Genau das demonstriert nämlich gerade einer der Grasshoppers-Spieler. (An dieser Stelle sollte ich wohl kurz erwähnen, dass Baseball im Prinzip - aber wirklich nur im Prinzip - so funktioniert wie das Spiel "Brennball", das die meisten aus dem Schulsport kennen dürften. Man schlägt also den Ball, rennt los und versucht, das "Mal" - von der englischen Übersetzung "Base" hat das Spiel seinen Namen - genannten Eckpunkte des Spielfelds zu erreichen, bevor der Gegner den Ball dorthin bugsiert hat.)

Nach Hoffmanns Erläuterungen darf ich mich den wesentlichen Elementen des Spiels zuwenden: Schlagen, Werfen und Fangen. Erstmal das Schlagen. Der Coach stellt dazu eine Art Ständer vor mich, eine senkrechte Röhre, auf der in gut achtzig Zentimeter Höhe wehrlos der Ball liegt. Leicht in die Knie gehen. "Eins", kommandiert der Trainer das bedeutet "Ausholen" mit dem Aluminiumschläger. Bei "zwei" wird der rechte Fuß in Schlagrichtung eingedreht, um Punkt "drei", das Schlagen, einzuleiten. Getroffen. Ball ist weg, Röhre steht noch.

Okay. Jetzt also Helm auf und am Schlagmal Stellung beziehen. "Noch nicht schlagen, erstmal schauen, wie ich werfe", sagt Hucky. Ich tue wie geheißen und bin beeindruckt. Der lederne Ball zischt an mir vorbei und landet mit dumpfen Knall im Handschuh von Fänger Paulo, der hinter mir Stellung bezogen hat. Er steckt in einer Art Rüstung, und ich kann jetzt ganz gut nachvollziehen warum. "Die Cracks in Amerika werfen mit bis zu hundert Meilen pro Stunde", erklärt der Coach: "Ich schaffe höchstens 60 Meilen." Sehr beruhigend.

Mir zuliebe ist der nächste Wurf noch um einiges langsamer, denn jetzt gilt es. Und das Erstaunliche geschieht: Ich treffe. Ein deutlich spürbarer Stoß in den Unterarmen, und der Ball fliegt - und zwar fast bis zu den übrigen Spielern, die sich ein ganzes Stück entfernt dem Aufwärmen widmen. Ein Erfolgserlebnis, das sich sogar noch ein paar mal wiederholt. Obwohl ich zugeben muss, dass ich am Ende des Trainings bei einem etwas weniger rücksichtsvollen Pitcher (Amerikanisch für Werfer) auch einige Bälle verfehle.

Thema Fangen und Werfen. Das soll beim Baseball möglichst schnell nacheinander geschehen, und so muss man als Rechtshänder mit links fangen, um den Ball gleich mit rechts weiterspielen zu können. Also die rechte Hand nur zu Hilfe nehmen, um zu verhindern, dass der Ball wieder aus dem großen Lederhandschuh links herausfällt. Das sieht bei den Grasshoppers-Spielern recht locker aus, erfordert aber eine gewisse Gewöhnung, zumal die Flugbahn der über größere Distanzen geschlagenen Bälle für den Laien nicht gerade einfach abzuschätzen ist. Aber es geht - spätestens wenn man, wie ich, versehentlich den Ball mit der bloßen rechten Handfläche zuerst berührt. Lernen durch Schmerzen.

Fehlt noch das Werfen. Das konnte ich noch nie so besonders, und so kann ich nur staunend hinterherblicken, wie der Jugendspieler neben mir den Ball locker an die sechzig Meter weit wirft. Ich bevorzuge gezwungenermaßen bei Distanzen über vierzig Meter eine ganz andere Technik: den "Grounder". Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass der auf dem Weg zu seinem Ziel einmal auf dem Boden aufspringt. Für den Fänger schwierig zu berechnen, ließe sich als Vorteil dieses Wurfs anführen. Von dieser positiven Sicht der Dinge allerdings zeigt sich der der wurfstarke Nachwuchs-Baseballer neben mir weniger überzeugt: "Das kommt alles mit dem Training. Am Anfang konnte ich das auch nicht" sagt er aufmunternd. Wirklich ein netter Junge.


Baseball: Wie es geht und wo Erbach steht

- Beim Baseball treten zwei Teams mit je neun Spielern gegeneinander an. Der Werfer (Pitcher) der einen Mannschaft wirft den Ball vom Wurfmal zum gegnerischen Batter (Schlagmann), der den Ball mit seiner Schlagkeule möglichst weit und hoch ins Feld zurückschlägt. Danach versucht er, die drei Male ("Bases") an den Ecken des Feldes zu erreichen, an denen er in Sicherheit ist, und mit der Rückkehr zum Schlagmal Punkte zu sammeln.

- Die Gegner versuchen, ihn oder ein Mal während des Laufes mit dem gefangenen Ball zu berühren, so dass der Spieler ausscheidet ("ausmachen"). Ist der Schlagmann auf einem Mal in Sicherheit, kommt der nächste an die Reihe. Pro Durchgang werden bis zu vier Batter eingesetzt. Ein Spiel hat neun Durchgänge, nach denen jeweils das Schlagrecht wechselt.

- Die Erbacher Grasshoppers stellen das einzige Baseballteam im Odenwaldkreis. Zwei Teams spielen derzeit für den Verein: Die Herren belegen in der Verbandsliga einen Mittelfeldplatz; der Nachwuchs entschied die Jugendliga Hessen Süd für sich und holte vergangene Woche bei der Hessenmeisterschaft in Darmstadt den dritten Platz. Ihre Heimspiele tragen beide Mannschaften - so nicht gerade der Wiesenmarkt oder der Hessentag dazwischenkommen - auf dem Platz an der Reithalle aus. Dort haben die Erbacher Baseballer eine elektronische Anzeigetafel installiert.

- Die Grasshoppers sind nicht nur Gründungsniitglied des Hessischen Baseball Verbandes, sondern dürfen sich sogar als Baseballpioniere fühlen gab es doch 1986 im Entstehungsjahr des Vereins, hierzulande ganze 27 Klubs. Inzwischen dürfte deren Zahl bei über 500 liegen.

- Einer der Erbacher Baseball-,,Urväter" hat inzwischen den Sport zum Beruf gemacht: Stefan Hoffmann, Trainer sowohl der Grasshoppers-Herren wie der hessischen Jugend- und Juniorenauswahl, arbeitet neuerdings als Sportdirektor beim Deutschen Baseball- und Softballverband.

- Informationen zu den Grasshoppers gibt es beim Vorsitzenden Oliver Hezel, 06062 / 62929* (Fax 62829)*. Zu erreichen sind die Baseballer auch unter der E-Mail-Adresse ohezel @t-online.de und im Internet unter http://www.odenwald.de/grasshoppers.de *

*Anm. Webmaster: veraltete Adressen und Nummern;-)

 

 

 

 

 

 

 


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